MTZ®-MPI-Award 2009 für einen Meilenstein in der Stammzellforschung

Die MTZ®stiftung verleiht am 20. März 2009 den MTZ®-MPI-Award 2009 an den Doktoranden des Münsteraner MPI Jeong Beom Kim als Anerkennung für seine herausragende wissenschaftliche Leistung. Der gebürtige Südkoreaner Kim ist der erste MTZ®-MPI-Award Gewinner. Die MTZ®stiftung hat sich entschlossen, jährlich einen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster auszuzeichnen. Der neu geschaffene Preis ist mit 2.500 € dotiert und soll dem Preisträger ermöglichen, seine Forschungsarbeiten durch Aufbau- und Ergänzungsstudien sowie Praktika im Ausland voran zu treiben.

Die prämierte Arbeit von Jeong Beom Kim, „Pluripotent stem cells induced from adult neural stem cells by reprogramming with two factors“, publiziert in Nature, baut auf den neuesten Entwicklungen in der Stammzellforschung auf und zeigt, wie rasant die Forschung auf diesem Gebiet voranschreitet. Vor gerade einmal zwei Jahren war es japanischen Forschern erstmals geglückt, ausgereifte Hautzellen einer Maus mit minimalistischen Kunstgriffen so umzuprogrammieren, dass sie sich wie embryonale Stammzellen verhalten und wie diese jeden der mehr als 200 Zelltypen des Körpers bilden können. Nicht einmal ein Jahr später zeigte sich, dass die gleiche Methode auch bei menschlichen Hautzellen funktioniert. Um diese so genannten induzierten pluripotenten Stammzellen (kurz: iPS) zu erzeugen, benötigten die Wissenschaftler weder Eizellen noch Embryonen. Es genügte ein Cocktail von drei bis vier Genen, um die Hautzellen in ähnliche Alleskönner zu verwandeln, wie es die bislang unerreichten embryonalen Stammzellen sind. Doch es gab ein Problem: Die vier Faktoren wurden mittels Retroviren in die Zellen eingebracht. Diese Viren funktionieren als so genannte ‚Gen-Fähren’ hervorragend, haben aber einen großen Nachteil: Sie steigern das Krebsrisiko.

Jeong Beom Kim und weitere Kollegen aus Prof. Hans Schölers Abteilung fanden jedoch in Untersuchungen an Mäusen heraus, dass so genannte ‚neurale Stammzellen’ aus dem Gehirn von Natur aus weniger Faktoren und somit weniger Retroviren erfordern. Damit reduziert sich auch das Krebsrisiko. Neurale Stammzellen sind ‚Vorläuferzellen’, die zu verschiedenen Zelltypen des zentralen Nervensystems wie Neuronen, Astrozyten und Oligodendrozyten heranreifen können und die sich vergleichsweise leicht im Labor züchten lassen. Wie Kim und die Kollegen zeigen konnten, reicht es für die Reprogrammierung dieser Stammzellen bereits aus, zwei der vier Gene aus dem Cocktail einzuschleusen.
Vieles spricht dafür, dass es in absehbarer Zeit gelingen wird, die Techniken noch weiter zu verfeinern. Ziel ist es letztlich, Verfahren zu finden, mit denen sich Körperzellen ganz ohne Viren zu pluripotenten Stammzellen umprogrammieren lassen. Nur so wird es gelingen, mit Hilfe von Stammzellen Therapien für bislang unheilbare Krankheiten zu entwickeln, die nicht nur effektiv, sondern auch sicher genug sind, um sie irgendwann beim Menschen anwenden zu können.

Jeong Beom Kim (34) hat einen Bachelor des Seokang College in Kwangju (Südkorea) in Clinical Laboratory Science und einen Bachelor der Dongguk Universität in Seoul (Südkorea) in Biologie. Nach seiner Masterstudie der Yonsei Universität in Seoul in Medical Science arbeitete er ein Jahr als wissenschaftlicher Assistent am Cancer Metastasis Research Center in Seoul. Im Oktober 2005 kam Kim nach Münster und bekam ein Stipendium im institutsübergreifenden Graduiertenprogramm „Interdepartmental Graduate Programme for Experimental Life Sciences (iGEL)“ der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und des Max-Planck-Institutes für molekulare Biomedizin in Münster.
(Bildrecht: MPI Münster/Dirk Hans)

So sehen reprogrammierte Stammzellen unter dem Mikroskop aus, die aus Nervenzellen durch Einschleusen von Oct4 entstanden sind.

Quelle: Schöler/ MPI für molekulare Biomedizin

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