Die Forschungsnetzwerke im Deutschen Krebsforschungs-zentrum (DKFZ) und die Heidelberger MTZ®-Awards

Im Rahmen von SBCancer werden Signalwege untersucht, die eine zentrale Rolle bei der zellinternen Entscheidung zwischen Proliferation, Differenzierung und Zelltod spielen. Veränderungen in diesen Signalwegen und den damit verbunden Netzwerken der Genregulation können diese zellinternen Entscheidungen beeinflussen und sind häufig an der Entstehung von Tumoren beteiligt.

 

„Die Geschwindigkeit, in der sich Wissenschaft weiterentwickelt, ist höher denn je. Besonders in der Gesundheitsforschung erleben wir eine beeindruckende Dynamik. In Form neuer Diagnosen und Therapien in der Medizin kommt unsere Forschung den Menschen direkt zugute. Sie ist oft ein Lebensretter, aber auch ein echter Wirtschaftsfaktor. Deutschland stünde heute im internationalen Vergleich nicht annähernd so gut da, wenn nicht in den vergangenen zehn Jahren erheblich in Forschung und Entwicklung investiert worden wäre. Dabei können wir uns oft auf eine nachhaltige und starke Unterstützung der öffentlichen Hand und der privaten Wirtschaft verlassen. Für eine rasch reagierende, innovative und Personen-bezogene Forschung mit hohem Freiheitsgrad benötigen wir jedoch mehr.
Die Bedeutung des Stiftungswesens, insbesondere der privat initiierten Stiftungen und damit den Wissenschaftsstandort Deutschland, kann für diese Flexibilität nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem ich lange Zeit vorstand, hat von Stiftungen immer enorm profitiert. Gerade wenn kurzfristige und schnelle Unterstützung notwendig ist, wenn innovative und neue Ansätze gefördert werden sollen oder wenn kreative, talentierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einer gezielten Förderung bedürfen, sind Stiftungen unverzichtbare Partner. Die Deutsche Krebshilfe beispielsweise hat viel für das Zentrum und den Standort Heidelberg getan. Aber auch von bewundernswerten Persönlichkeiten ins Leben gerufene und mit erheblichem ehrenamtlichem Einsatz geführte Stiftungen sind aus der medizinischen Forschung nicht mehr wegzudenken. Prominente Beispiele sind die Dietmar-Hopp-Stiftung (…) sowie die MTZ-Stiftung. Es kommt nicht nur auf die Größenordnung eines Projektes an, sondern vielmehr auf den persönlichen Einsatz.
Geförderte Wissenschaftler haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Ihnen neben der finanziellen Unterstützung und der Möglichkeit innovative Themen anzugehen, die persönliche Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Stifter besonders viel bedeutet.
Sie haben sich eines Themas angenommen, das in der deutschen Wissenschaft immer noch zu kurz kommt: Der Nachwuchsförderung. All unsere Gebäude, Labore und Geräte wären wenig wert ohne die engagierten und talentierten jungen Menschen mit ihrem enormen Forscherdrang. Wissenschaft lebt von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Sie zu fördern und ihre Arbeit wertzuschätzen ist Ihnen beiden ein bewundernswertes persönliches Anliegen.
Dabei haben Sie früh auf wichtige Zukunftsthemen gesetzt. Als Beispiel sei „Information and Data Science“ genannt. Dieses Feld, das meiner Meinung nach entscheidend nicht nur für die Zukunft der Forschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, sondern für den gesamten Wissenschaftsstandort Deutschland ist, entdeckten Sie sehr früh für sich. Mit Ihrem Fokus auf Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden haben Sie auf dem Feld der Systembiologie diejenigen gefördert, die heute Motoren einer Forschung für die biomedizinischen Anwendungen von morgen sind. Für dieses außerordentliche und eindrucksvolle Engagement danke ich Ihnen als langjähriger Partner der Stiftung und Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft sehr herzlich.
Seit zehn Jahren ist die die Verleihung der MTZ-Awards Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit junger Menschen. Vielleicht ist der schönste Dank für Ihre Arbeit der Erfolg der jungen Preisträgerinnen und Preisträger. (…)
Liebe Frau Zimmermann, lieber Herr Zimmermann, Sie haben bei der Auswahl der Talente für diesen Preis immer viel Weitblick bewiesen. Die von Ihnen geförderten jungen Menschen haben ihre damals beginnenden Karrieren fortgeführt und gehören heute zu den Besten ihres Fachs. (…)
Die MTZ-Stiftung beweist damit einmal mehr, dass sie Nachwuchsförderung auf höchstem Niveau beherrscht. Der Stiftung und dem heutigen Preisträger wünsche ich für die kommenden Jahre alles Gute. Von beiden werde ich noch viel hören, dessen bin ich mir sicher.“

Grußwort zum 10jährigen Bestehen der MTZstiftung und zur Schirmherrschaft über den Sonder MTZ-Award des DKFZ 2016 von Herrn Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Otmar D. Wiestler - Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V., Berlin im Februar 2017

Foto: Helmholtz-Gemeinschaft

Innerhalb von SBCancer sollen Modelle für diese Veränderungen in Krebszellen entwickelt und anschließend experimentell überprüft werden. Die Modelle basieren dabei auf zuvor gewonnen quantitativen Daten und erlauben die Vorhersage von Angriffspunkten zur gezielten Intervention bei der Behandlung von Krebs. Die MTZ®stiftung begrüßt ausdrücklich den Forschungsverbund des Universitätsklinikums an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit den Forschungsnetzwerken am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg ist die bedeutendste deutsche Großforschungseinrichtung (Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft) im Bereich der Gesundheitsforschung und ein international führendes Zentrum der Krebsforschung. Unter allen 445 außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland hat das DKFZ die meisten Drittmittel für die Forschung eingeworben und besitzt die mit Abstand höchste Zahl an internationalen Publikationen in der medizinischen Forschung. Am DKFZ sind etwa 800 Wissenschaftler in mehr als 50 Arbeitsgruppen tätig, die sich auf sechs Forschungsschwerpunkte verteilen: Zell- und Tumorbiologie, Funktionelle und Strukturelle Genomforschung,Krebsrisikofaktoren und Prävention, Tumorimmunologie, Innovative Krebsdiagnostik und –therapie, Infektionen und Krebs. Der Transfer der Forschungsergebnisse für die Patientenversorgung wird durch Klinische Kooperationseinheiten im Bereich Molekulare Hämatologie/Onkologie und Molekulare Onkologie/Pädiatrie gewährleistet. Diese Zusammenarbeit mit der Klinik wird weiter gestärkt durch die 2003 erfolgte Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) nach dem Vorbild der amerikanischen Comprehensive Cancer Centers. Hier wird die Expertise in Grundlagenforschung, Klinik und Krebsprävention in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Thoraxklinik Heidelberg-Rohrbach interdisziplinär gebündelt.

Der MTZ-BioQuant-Award for Systems Biology wurde jährlich an herausragende junge Forscherpersönlichkeiten im Forschungsnetzwerk BIOQUANT an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg für eine herausragende Heidelberger wissenschaftliche Publikation vergeben. Mit diesem Preis wurde - dem systembiologischen Forschungsansatz entsprechend - die Erarbeitung hoch entwickelter computergestützter Modelle geehrt, in denen komplexe, miteinander vernetzte biologische Phänomene enträtselt und das Geschehen in Zellen, Geweben und Organismen realitätsnah modelliert werden. Die jungen geehrten Postdoktorandinnen und Postdoktoranden leisten somit einen unverzichtbaren Beitrag für die zukünftige biomedizinische Forschung und die klinische Anwendung der auf diese Weise gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wohle des Patienten. Das Preisgeld ermöglichte der Preisträgerin/ dem Preisträger u. a. seine Forschungsarbeiten durch Aufbau- und Ergänzungsstudien sowie Praktika im Ausland zu fördern. Am 16.11.2007 fand die feierliche Unterzeichnung des Vertrages in der Bel Etage des Rektorats mit dem Rektor der Universität Heidelberg statt. Die MTZ®stiftung unterstrich damit die herausragende Bedeutung von BIOQUANT als eines der ersten Forschungscluster auf dem Gebiet der Medizinischen Systembiologie in Deutschland.

■ Die Homepage des Forschungsnetzwerks BioQuant an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit der neuen Imagebroschüre

Abteilung Systembiologie der Signaltransduktion im Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz.)

Prof. Dr. Ursula Klingmüller:
Unser Forschungsziel ist die Entschlüsselung der molekularen Mechanismen, welche die dynamischen Wechselwirkungen biochemischer Signale in Zellen regeln. Die Signalübertragung umfasst dabei die Übermittlung von Informationen auf ihrem Weg von Rezeptoren an der Zelloberfläche in den Zellkern, wo sie die Aktivität von Genen steuern. Krebs entsteht, wenn die Kommunikation zwischen Signalmolekülen fehlgesteuert ist. Um die biochemischen Verflechtungen zu verstehen, kommt es nicht nur darauf an, die Akteure in diesem Spiel zu identifizieren, sondern auch darauf, ihre Wechselwirkungen untereinander zu erforschen. Dem Ansatz der Systembiologie folgend, beziehen wir quantitative Daten in mathematische Modelle ein, um die Beeinträchtigungen der Signalwege in Tumorzellen zu untersuchen. Die gewonnen Modelle sollen es erleichtern, Hypothesen experimentell oder am Computer zu testen und damit zu einer schnelleren und effektiveren Entwicklung von krebshemmenden Substanzen beitragen.
(Copyright PD Dr. Ursula Klingmüller)

Arbeitsgruppe Modellierung biologischer Systeme

Prof. Dr. Thomas Höfer:
Modellierung biologischer Systeme" ist Mitglied des Forschungsnetzwerks „BioQuant“ und eine unabhängige Forschungsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Unsere Gruppe entwickelt mathematische und computergestützte Modelle für zelluläre Signalnetzwerke, die sich auf die Regulierung der Zellteilung und Differenzierung in Säugetier-Modellsystemen konzentrieren. Wir interessieren uns besonders für die räumliche und zeitliche Dynamik von onkogenen Signalwegen, wie den PI3-Kinase/Akt-Weg und deren Netzwerk-kontrollierenden Dysfunktionen bei der Krebsentstehung. Zur Erreichung dieser Ziele arbeiten wir am DKFZ eng mit experimentellen Partnern zusammen, die mit modernsten Methoden die Kinetik und Struktur dieser Signalwege untersuchen.
(Copyright: Prof. Dr. Thomas Höfer)

Zur Person...

Herr Prof. Dr. Otmar D. Wiestler bezeichnete als Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz.) in einem persönlichen Gespräch mit dem Vorstand der MTZstiftung am 25.05.2007 in Heidelberg die ambitionierte Art der Stiftung Förderprojekte auszuwählen als vorbildhaft für Deutschland. Er dankte ausdrücklich für diese Pionierarbeit der Eheleute Zimmermann, die in den USA schon lange so üblich ist.

■ Official Channel for Medical Systems Biology in Germany