Die "Freiburger Bioethik" - u.a. am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Die Medizin basiert als Handlungswissenschaft im Dienste des kranken Menschen sowohl auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen als auch notwendigerweise auf geisteswissenschaftlichen Elementen. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg führt in der "Freiburger Bioethik" die Disziplinen Medizinethik (Bioethik), Medizin und Naturwissenschaften zusammen und verfolgt so in Lehre, Forschung und klinischer Ethikberatung den geisteswissenschaftlichen Zugang zur Medizin und den Naturwissenschaften. Die Medizinethik (Bioethik) ist in der Lehre des vorklinischen und klinischen Studienabschnitts aller medizinischen Fächer (Medizin, Zahnmedizin, Molekulare Medizin) vertreten.

Aufsatz zu 10 Jahren MTZstiftung, Prof. Dr. Josef Honerkamp und Prof. Dr. Günter Schnitzler in "Freiburger Universitätsblätter" Heft 214 4.Heft Jahrgang 2016 Dezember

"Die MTZ®stiftung, die 2016 ihr zehnjähriges Bestehen feiert, hat die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in besonderer Weise im Bereich der Bioethik unterstützt und entscheidend gefördert. (...)
An der Albert-Ludwigs-Universität hat sich im Blick auf die grundsätzliche Förderungsidee der MTZ®stiftung eine Besonderheit entwickelt: die intensiven Forschungsbemühungen im Bereich Bioethik. Es ist durchaus in das allgemeine Bewusstsein gedrungen, dass bioethische Fragen zu zunehmender Brisanz gelangen. Die fortwährend weiterreichenden Eingriffe medizinischer und naturwissenschaftlicher Technologien in unseren Körper, unseren Geist und in das gesamte Naturgefüge erschließen Möglichkeiten neuer Therapien und auch Modifikationen der Natur. Das wiederum weckt einerseits Hoffnungen auf Verbesserungen, schließt zugleich aber auch potentielle Einschnitte in unsere Lebenswelt mit ein, auf die ethische Antworten bis hin in die Rechtswissenschaft gegeben werden müssen.
Natur und Lebensbegriff befinden sich also in einem fortwährenden dynamischen Prozess, der stets neue, modifizierte Antworten einklagt, zu denen etwa die Entwicklung biomedizinischer Technologien herausfordert. Hier ist also eine enge Kooperation zwischen den Naturwissenschaften, in denen z.B. diese medizintechnischen Verfügungsräume entwickelt werden, und der philosophischen Ethik wie der Ethisierung des Rechts unabdingbar geworden. Beispiele dieser sich fortwährend wandelnden, bedeutsamen bioethischen Probleme und Fragestellungen bietet das im September 2014 erschienene 205.Heft der „Freiburger Universitätsblätter“ unter dem Titel: „Bioethik und die Dynamik der Natur“.
Dass an der Albert-Ludwigs-Universität die Bioethik eine besondere Rolle spielt, ist nicht zuletzt der bedeutsamen Förderung dieses interdisziplinären Bereichs durch die MTZ®stiftung zu verdanken. Der Vorstand der Stiftung hat jungen Freiburger Forschern seit 2007 den MTZ®-Förderpreis für Bioethik verliehen. (...)"

 

Aktuelles Bioethik-Projekt: Chancen und Grenzen der Künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz – wie kann das Morgen für uns alle aussehen? Ob selbstfahrende Autos, medizinische Geräte oder andere Anwendungen: Intelligente Systeme, die autonom handeln und selbstständig lernen, gelten als Schlüsseltechnologie für die nächste Welle industrieller Innovationen. Doch was bedeutet dies für die Gesellschaft? Im Forschungsschwerpunkt 2018/19 am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) „Verantwortliche Künstliche Intelligenz - Normative Aspekte der Interaktion von Mensch und intelligenten Systemen“ befassen sich Wissenschaftler der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg und des Universitätsklinikums Freiburg gemeinsam mit normativen und philosophischen Grundlagen sowie ethischen, rechtlichen und sozialen Herausforderungen der Interaktion von Menschen mit solchen intelligenten Systemen. Dabei beleuchten sie aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen, welche Vorteile und Risiken mit dem bevorstehenden Technologiewandel einhergehen.
Direkt beteiligt ist u.a. Herr Dr. med. Philipp Kellmeyer, Neurotechnologie und Neurowissenschaften, der den MTZ-Förderpreis für Bioethik 2017 erhalten hat.

Wissenschaft- und Technikreflexion – bioethische Forschung im Institut FRIAS in enger Forschungskooperation mit dem Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools sowie dem Forschungsneubau Intelligent Machine-Brain Interfacing Technology (IMBIT)

Wir verfolgen in diesem besonderen Wissenschaftsjahr 2019 mit großem Interesse die o.a. Forschungstätigkeiten von FRIAS auf dem Gebiet der Bioethik und werden laufend darüber berichten. Es ist der MTZstiftung ein besonderes Anliegen aufzuzeigen, dass medizinische Forschung einer neuen Dimension nur dann erfolgreich sein kann, wenn bioethische Aspekte reflektiert werden. Die Chancen der bioethischen Forschung liegen auch in einem wissenschaftlichen Content Sharing, welches per Internet und Email-Verkehr weltweit grenzenlos ist. Bioethik als Grundlagenforschung der absoluten Weltklasse (vor dem Hintergrund der Hightech -Strategie der Bundesregierung) macht schon heute nicht mehr an Grenzen halt und wird in eine bessere Zukunft führen, wofür die MTZstiftung steht.

 

"Faszination Bioethik"
Hintere Reihe: U.Bittner, Dr.J. Boldt, T.Eichinger, B.Eßmann, Dr.O.Müller, Dr.K.Westerhorstmann, vorne: Dominik Baltes, Prof.Dr.G. Maio
(Foto:MTZstiftung)

Das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg informiert in regelmäßigen Workshops, die hervorragend organisiert sind, den Vorstand der MTZstiftung über die verschiedenen Forschungsansätze.

Bioethik-Projekte der vergangenen Jahre von besonderem Interesse:

  • Die Bioethik-Nachwuchsgruppe „Zur Relevanz der Natur des Menschen" (Ethisch anthropologische Überlegungen zum Gesundheitsbegriff)
  • Das BMBF-Verbundprojekt "Neuroethics & Neurotechnology: Emerging questions from hybrid brains" (Optimierung des menschlichen Gehirns)

dazu Projektvorstellung: "Optimierung des menschlichen Gehirns" mit dem Theater Freiburg und "Neuroethics & Neurotechnology : Emerging questions from hybrid brains" im Rahmen des Bernstein Focus for Neurotechnology Freiburg-Tübingen

  • Auflösung natürlicher Grenzen in der modernen Reproduktionsmedizin
  • Das BMBF-Verbundprojekt „Zu den ethischen Grenzen einer präferenzorientierten Medizin. Eine interdisziplinäre Analyse am Beispiel der Anti-Aging-Medizin“ (Ewig fit und jung im Alter: das Menschenbild in der Anti-Aging-Medizin)
  • Erste Initiativen des Versuchs eines Brückenschlags der Bioethik zur Synthetischen Biologie (Systembiologie) im Rahmen des Exzellenzclusters "BIOSS" an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Das international renommierte Journal NATURE BIOTECHNOLOGY hat einen Artikel über die ethischen Implikationen der Synthetischen Biologie von MTZ-Preisträger Dr. Oliver Müller und Dr. Joachim Boldt angenommen:
"Newtons of the leaves of grass" - Certain ethical implications of synthetic biology research go beyond those of genetic engineering.
(erschienen in NATURE BIOTECHNOLOGY VOLUME 26 NUMBER 4 APRIL 2008)

BioethikTV - Offizieller Channel zur Bioethik in Deutschland.