In ihrer Promotion hat Dörte Schulte untersucht, welche molekularen Mechanismen daran beteiligt sind, wenn weiße Blutkörperchen, die Leukozyten, beispielsweise zur Bekämpfung von Entzündungen aus den Blutgefäßen in das Körpergewebe eindringen müssen.
Blut und Gewebe werden von Zellschichten getrennt, die als Endothel bezeichnet werden. An dieser Barriere kontrolliert und steuert der Körper, welche Stoffe oder Blutkörperchen vom Blut in das Gewebe übertreten. Dazu können die Kontakte zwischen den Zellen gefestigt beziehungsweise gelockert werden. Dörte Schulte hat in ihrer Doktorarbeit daran geforscht, wie diese Regulation erfolgt. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Adhäsionsmolekül VE-Cadherin: Normalerweise sind die Endothelzellen fest miteinander verbunden. VE-Cadherin wirkt wie eine Art Schraube, die die Zellwände zusammenhält. „Tritt im umliegenden Gewebe eine Entzündung auf, wird die Schraube VE-Cadherin aufgedreht“, beschreibt Dörte Schulte den Mechanismus, den sie analysiert hat. „Der Zellkontakt lockert sich“, so Dörte Schulte weiter: „Dadurch können die Immunzellen zwischen den Endothelzellen hindurchschlüpfen, gelangen in das Gewebe und bekämpfen dort die Entzündung.“
Das Team, in dem Dörte Schulte am Max-Planck-Institut promoviert hat, hat für die Untersuchungen Mäuse genetisch so verändert, dass VE-Cadherin nicht mehr als Stellschraube zwischen den Zellwänden wirken kann. Die Zellkontakte bleiben verschlossen, auch wenn Entzündungsstoffe dem Endothel signalisieren, dass Leukozyten im Gewebe gebraucht werden. Verschiede Krankheiten wie Ödeme, Schlaganfall, Arteriosklerose, Diabetes, Allergien und entzündlichen Erkrankungen werden durch eine Störung der Regulation des Endothels ausgelöst. „Untersuchungen mit unserer Maus können Hinweise darauf liefern, wie die Regulation der Endothelbarriere funktioniert – und vielleicht einmal unterbunden werden kann.“ Tumormetastasen müssten ebenfalls die Endothel-Barriere überschreiten, so Dörte Schulte weiter: „Es wird nun auch spannend sein, in dieser Maus den Eintritt von Tumorzellen in die Blutzirkulation anzuschauen.“
(Text: MPI Münster 2011)