Die MTZ®stiftung hat sich von Anfang an aber auch nicht der digitalen Entwicklung in der medizinischen Spitzenforschung verschlossen. Nur das Zusammenspiel im Dreiklang von „in vivo, in vitro und in silico“ ist innovativ und zukunftsweisend.
Hierbei orientiert sie sich fachlich an der Förderung ihres stärksten Partners, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Sie ergänzt die Projektförderung auch hier durch eine gezielte Individualförderung. Die vom BMBF geförderten herausragenden deutschen Forschungsclustern bieten der jungen wissenschaftlichen Exzellenz ebenfalls die bereits erwähnten Möglichkeiten.
Seit 2007 wird die Förderung der medizinisch orientierten Systembiologie als äußerst innovativer Forschungsansatz in Deutschland eng mit der MTZ®stiftung verbunden. Der MTZ®-Award for Medical Systems Biology war d e r erste Nationale Nachwuchs-Förderpreis auf dem Gebiet der Medizinischen Systembiologie in Europa.
Die Fülle von Daten über einzelne Zellbestandteile bzw. -funktionen, die auf verschiedenen Ebenen der Lebensprozesse mit dem klassischen wissenschaftlichen Forschungsansatz gewonnen wird (Genom, Proteom, Metabolom), wird in der Systembiologie mittels computer-gestützter Modellierung ("in silico") und mittels der Bioverfahrenstechnik in einen sinnvollen größeren und teilweise neuen Gesamtzusammenhang gebracht. Es geht um die Frage, wie komplexe biologische Systeme mit ihrer Vernetzung von Teilprozessen funktionieren können. Nur so können die Regulation und Kontrolle biologischer Systeme, deren Steuerbarkeit und Systemverhalten verstanden und weiter enträtselt werden. Mediziner, Biologen, Bioinformatiker und Naturwissenschaftler weiterer Fachrichtungen arbeiten interdisziplinär zusammen. Die gewonnenen Modelle erlauben Strategien, weitergehende Hypothesen experimentell direkt an diesen Modellen zu simulieren. Diese Simulationen ersetzen immer öfter langwierige Experimente mit Zellgeweben im Labor(auch Tierversuche) und tragen zu schnelleren und effektiveren Forschungsergebnissen bei – eine neue Dimension der lebenswissen-schaftlichen Grundlagenforschung.
So verbreitert sich das Wissen über die Funktionen von komplexen biologischen Systemen und versetzt die Wissenschaft heute in die Lage, Fehlfunktionen - sehr detailliert - als Ursache für die Entstehung von schweren Krankheiten auszumachen. Dies ist Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen.
Die Systembiologie als Grundlagenforschung wird darüber hinaus als d i e wichtige Grundlage für eine Medizin erkannt, die zukünftig immer mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen kann. Die Modelle ermöglichen schon gegenwärtig in der klinischen Anwendung eine individuell abgestimmte Krankheitsbekämpfung, insbesondere bei der Bekämpfung von Krebs- und Lebererkrankungen.
Eine Ausrichtung hin zu einer Systemmedizin und eine gezielte Förderung von translationalen Forschungsansätzen – diesen spannenden Weg möchten wir in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten Jahren beschreiten. Innovative IT-Technik und große Datenmengen – „Big Data“ – werden in der Medizin immer wichtiger. Durch neue und verbesserte experimentelle Methoden und moderne Hochdurchsatztechnologien nimmt die Flut an Daten sowohl auf molekularer als auch Patientenebene enorm zu. Nur mit Softwarewerkzeugen zur bioinformatischen Verarbeitung kann diese Menge an Daten erfasst und analysiert werden. Die große Herausforderung ist dabei, aus der Fülle von Informationen die zu erkennen und zu nutzen, die zum Erkenntnisgewinn bei Erkrankungen beitragen. Intelligente Algorithmen zur mathematischen Modellierung und Simulation komplexer biologischer Systeme leisten einen entscheidenden Beitrag, systemorientierte Informationen mit klinischen Patientendaten zu verbinden.
Neben dem klassischen systembiologischen Forschungsansatz fördern wir zukünftig - gerade für eine Systemmedizin typische - translationale Forschungsansätze. Hierunter fällt zum einen die Entwicklung medizinischer Modelle, die die Charakterisierung des individuellen Phänotyps und Genotyps (z. B. molekulare Informationen, medizinische Bildgebung und Lebensstildaten) einsetzen, um spezifisch für jeden Menschen und zur richtigen Zeit maßgeschneiderte Behandlungsstrategien oder Präventionsansätze anzubieten. Hierunter fallen zum anderen Forschungsvorhaben, die die Weiterentwicklung und insbesondere die Validierung innovativer Biomarker oder Biomarker-Signaturen für die Diagnostik zum Ziel haben. Derartige Vorhaben sind darauf ausgerichtet, den Einfluss von krankheits- und therapierelevanten Genen, Proteinen und anderen Molekülen für eine Stratifizierung und Individualisierung nutzbar zu machen. Je mehr Daten und Krankheitsverläufe in Modellen analysiert werden, desto klarer treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Patientinnen und Patienten hervor und desto präziser können sie behandelt werden. Die Systemmedizin stellt sich diesen neuen Herausforderungen hin zu einer immer mehr auf den Patienten maßgeschneiderten/personalisierte Medizin.
Maßgeschneiderte Therapien für jede einzelne Person – das ist unsere Vision von der Medizin der Z u k u n f t.
Es ist der MTZ®stiftung aber auch ein besonderes Anliegen aufzuzeigen, inwieweit die moderne Zell-und/oder Genforschung bioethischen Ansprüchen genügt und wo mögliche Grenzen zu sehen sind. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zu der gesellschaftlichen Diskussion über "eine bessere Zukunft".
Die MTZstiftung begrüßt es außerordentlich, dass die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg das Fach Ethik zum Pflichtfach mit Prüfungsabschluss in einem Medizinstudium gemacht hat. Wissenschaftliche Arbeiten von Medizinern und Biologen, die sich mit dem interdisziplinären Forschungsansatz der angewandten Bioethik beschäftigen, werden im Rahmen der Freiburger Nachwuchs-Förderpreise seit 2007 mit dem MTZ®-Förderpreis geehrt - seinerzeit erstmals in der 550jährigen Geschichte der Universität Freiburg.